Hans Bandel gehört zur Kriegsgeneration, die West-Berlin aufbaute. Er war der älteste von 27 ausgewählten „Jungen Berliner Architekten“, die im August 1968 in der „Deutschen Bauzeitung“ vorgestellt wurden. Viele Worte machen war ihm fremd; viel Nachdenken dagegen nicht, am liebsten mit dem Zeichenstift. Suche nach Klarheit der Form, auch im kleinsten Baudetail, und nach abwechslungsreicher Raumwirkung der Innen- und Außenräume prägt seine Architektur.

Unübersehbar war die einst provozierende „Bauhaus-Architektur“ für ihn Richtschnur und Messlatte. Im Gegensatz zu manchem seiner Zeitgenossen wollte er mit Gestaltung niemanden herausfordern, schon gar nicht die Welt verändern. Hans Bandel wollte mit Funktions- und Gestaltqualität überzeugen, suchte die Sprache der Ruhe und Geborgenheit. Das prägt seine Werke.

Von den heißen architekturtheoretischen Diskussionen, die vom gesellschaftlichen Wandel der drei Nachkriegsjahrzehnte herausgefordert wurden, hielt er sich fern. Experimente von Zeitgenossen erschienen ihm oft als „Masche“. Seiner eigenen Architektursprache war Hans Bandel sich sicher, aber bei jedem neuen Projekt betrieb er konsequent erneut die Suche nach der besten Form für die gewünschte Nutzung. Sein berufsethisches Motto „Bauen ist Dienst“ deutet an, wie er mit den Bauherren seiner Zeit um Architekturqualität rang. Die Frage der Grundrisse im engen Korsett des sozialen Massenwohnungsbaus forderte ihn immer heraus. Bis ans Lebensende.

Hunderte von Entwurfsstudien belegen seine Suche nach Intimität im Wohnungsbau. Mit dem Städtebau von Großsiedlungen, auch als Kontaktarchitekt von Walter Gropius und städtebaulicher Koordinator für die Gropiusstadt, erfuhr er die Unmöglichkeit, dem Diktat seiner Zeit entrinnen zu können. Nur Wenige teilten den wesentlich an der „Nutzung im Gebrauch“ orientierten unaufgeregten städtebaulichen Qualitätsanspruch von Walter Gropius und Hans Bandel. Auf die Frage nach den wichtigsten künftigen Bauaufgaben in Berlin antwortete Hans Bandel 1968 nur mit Stichworten: „Soweit wie möglich mehr Gesamtplanung (Ost-Berlin – West-Berlin). Mehr städtisches Planen und Bauen.“ Er war der Zeit voraus.

Der aktuelle Umgang mit den von ihm in Berlin gestalteten Bauten zeigt aber: Hans Bandels Beitrag zur Baukultur dieser Stadt ist vergessen.

Dittmar Machule